Wir lernen Meditieren

Meditieren ist eigentlich einfach. Wenn wir gut meditieren, erleben wir, dass wir etwas ganz Natürliches, Spontanes und Freudvolles tun. Wir können viele Meditationsbücher lesen, aber um wirklich etwas über die Meditation zu erfahren, müssen wir selbst meditieren. Das ist auch nicht kompliziert oder intellektuell anspruchsvoll, aber wir müssen regelmäßig üben, um innere Erfahrungen zu machen.

Warum meditieren wir? Wir meditieren, weil die Welt, in der wir leben, uns nicht zufrieden stellt. Angst, Furcht, Unruhe, Sorgen, Frustration, Eifersucht und Verzweiflung sind die negativen Kräfte, die unser Leben schwer machen. Diese negativen Kräfte sind wie Äffchen, sie zwicken oder beißen uns unablässig, werden aber auch manchmal müde und lassen uns kurze Zeit in Ruhe. Und diese kurze Zeit empfinden wir dann als Frieden. Aber richtiger Frieden ist das natürlich nicht, denn im nächsten Augenblick werden die Äffchen wieder wach und belästigen uns erneut!

Nur durch Meditation können wir bleibenden göttlichen Frieden finden. Wenn wir in der Morgenmeditation auch nur eine Minute wirklichen Frieden erlangen, wird dieses Erlebnis unseren ganzen Tag positiv beeinflussen. Und wenn wir auf einem hohen Niveau meditieren können, werden wir bleibenden Frieden, Wonne und Erleuchtung erlangen. Wenn das unser Ziel ist, dann ist Meditation unser Weg.

Konzentration üben

Der erste Schritt auf dem Weg zur Meditation ist, unsere Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Das heißt, dass wir fähig werden müssen, unsere Aufmerksamkeit nur auf eine Sache zu richten. Wir konzentrieren uns auf ein kleines Objekt und schalten alles Andere aus. Im täglichen Leben werden wir oft abgelenkt, der Verstand huscht von einem Punkt zum anderen. Wenn wir meditieren wollen, müssen wir versuchen, unsere Aufmerksamkeit zu fokusieren. Sobald unsere Gedanken anfangen herum zu wandern, müssen wir den Verstand wieder auf unser Konzentrationsobjekt zurückführen. So wie ein Wagenlenker, dessen Pferde vom richtigen Kurs abgekommen sind, diese wieder auf den richtigen Kurs bringt, lenken Sie Ihre Gedanken wieder auf das Objekt der Konzentration. Die Konzentration auf eine Kerzenflamme ist eine gute Übung, um den Verstand ruhig und still zu machen. Mehr Interessantes zum Thema Konzentration findest du in dem Artikel Konzentration bereitet den Weg für die Meditation ».

Bewusst atmen

Nichts ist natürlicher und spontaner als zu atmen. Der Atem ist zwar unsere Lebensessenz, doch meistens atmen wir unbewusst. In der Meditation beobachten wir bewusst unseren Atem und können ihn benutzen, um unseren Verstand zu beruhigen.

  • Eine sehr einfache Übung ist es, unseren eigenen Atem zu beobachten.
  • Fühlen Sie, wie Ihr Atem in Ihren Körper strömt.
  • Atme so ruhig und langsam wie möglich.
  • Halte ihn nach dem Ausatmen eine kleine Weile an, bevor du wieder einatmst.
  • Das Geheimnis ist, alle Aufmerksamkeit auf deinen Atmen zu richten.
  • Wenn du einatmest, kannst du dir auch vorstelllen, Frieden einzuatmen.

Diese Atemübung ist ein einfaches Hilfsmittel, um uns auf etwas zu konzentrieren. Sie hilft uns auch, den Verstand ruhig zu machen, denn das Atmen hat einen starken Einfluss auf den Zustand unseres Verstandes. Je langsamer du atmest, desto ruhiger wird der Verstand.

Stille im Verstand

„Was man tatsächlich tut, wenn man meditiert, ist, dass man in einen ruhigen oder stillen, schweigsamen Verstand eintritt. Wenn Gedanken kommen und uns angreifen, müssen wir uns dessen voll bewusst sein. Das heißt, wir dürfen es keinem Gedanken, ob göttlich oder ungöttlich, gut oder schlecht erlauben, in unseren Verstand einzudringen. Unser Verstand sollte absolut still sein.“
– Aus dem Buch: Earth’s Cry Meets Heaven’s Smile, Teil 1 von Sri Chinmoy

Um am meisten von der Meditation zu profitieren, müssen wir unseren Verstand ruhig stellen. Wir müssen uns von unseren eigenen Gedanken lösen, damit unser Verstand ruhig wird. Wenn unser Verstand leer und still ist, kann dort auch Frieden einziehen. So wie man sagt, dass man das Wasser aus einem Topf entfernen sollte, bevor man ihn mit Honig füllt, sollten wir auch versuchen, unseren Verstand von unnützen Gedanken zu befreien, damit dort in der Meditation Platz wird für Frieden und Freude.

Wenn du mit dem Meditieren beginnst, wirst du erstaunt sein, wie aktiv dein Verstand ist. Doch das ist kein Grund zu verzweifeln, mit Sicherheit kannst du lernen, den Verstand zu beruhigen.

  • Sobald ein Gedanke kommt, verfolge ihn nicht. Lasse ihn gehen. Fühle, dass er so unwichtig ist wie eine Fliege.
  • Denke, dass die Gedanken nicht zu dir gehören, sondern dass sie von aussen kommen. Sie sind dann leichter zu ignorieren.

Im Herzen meditieren

Es ist schwer, im Verstand zu meditieren. Wir benutzen daher die Kraft des Herzens. Das Herz ist nicht nur ein Organ unseres Körpers – im Herzen fühlen wir die Anwesenheit der Seele – unser inneres Selbst. Die Natur des Herzens ist es, Einssein und Frieden zu erleben. Das Herz denkt nicht. Wenn unsere Gedanken immer wieder um dasselbe kreisen, können wir versuchen, in unser Herz einzutauchen. Fühle, dass dein ganzes Wesen den Verstand verlässt und in dein Herz eintritt.

Hier ist die Gefahr viel geringer, von Gedanken belästigt zu werden. Das Geheimnis der Meditation ist, dass wir uns nicht auf unsere eigenen Fähigkeiten verlassen müssen. Je mehr Fortschritte wir beim Meditieren machen, um so mehr fühlen wir die Anwesenheit von etwas Tieferem, Reinerem und Leuchtenderem, das unsere Bemühungen unterstützt und verstärkt.

Das innere Streben

Sri Chinmoy sagt, dass das wirkliche Geheimnis der Meditation nicht darin liegt, verschiedene Techniken zu beherrschen. Das wahre Geheimnis ist unsere eigene innere Strebsamkeit – unser innerer Schrei, unser Verlangen, in etwas Tiefes, Weites und Erfüllendes hinein zu wachsen. Wenn wir mit dem Zustand unseres Verstandes nicht glücklich sind, wenn wir echten inneren Frieden in unserem Leben fühlen wollen, dann sind wir reif für die Meditation. Wenn wir diesen inneren Drang verspüren, dann wird unsere Seele zum Vorschein kommen und uns das Erlebnis und die Erfahrung der Meditation gewähren.

Sri Chinmoy: „Wie meditierst Du? Du meditierst mit einem inneren Schrei. Es sollte ein innerer Schrei hier in deinem Herzen sein. Der äußere Schrei ist auf das Ego gerichtet; er will Name und Ruhm. … Während du diesen inneren Schrei verspürst, versuchst du den Verstand absolut ruhig und still zu machen. Wenn ein Gedanke in deinen Verstand eintritt, versuchst du ihn zurückzuweisen.“

Mantren

Das Benutzen von einem Mantra kann bei der Meditation sehr hilfreich sein. Auf einigen Meditationswegen ist das Wiederholen von Mantren der Hauptaspekt der Meditationspraxis. Auf Sri Chinmoys Meditationsweg benutzen wir ein Mantra, wenn unser Verstand nicht gebändigt werden kann. Indem wir ein heiliges Wort wiederholen, können wir Reinheit in unseren Verstand hineinbringen. Dies kann ihn ruhiger und empfänglicher für die Meditation machen. So kannst du zum Beispiel zwanzig Mal vor der Meditation Aum oder Supreme chanten, und wirst wahrnehmen, dass anschließend unsere Gedanken weniger werden. Ist unser Verstand frei von Gedanken, kann unser inneres Gefäß Frieden, Wonne und inneres Licht aufnehmen. Alle Meditationstechniken zielen darauf ab, den Verstand still zu machen. Ausführliche Informationen über das Thema Meditation mit Mantren, eine Anleitung zur Mantra-Meditation und Tipps dazu findest du in dem Artikel Mantra-Meditation – ein einfacher Einstieg für Anfänger »

Übung macht den Meister

Es gibt keine Abkürzungen, um die Meditation zu beherrschen. So wie wir beim Sport trainieren und beim Erlernen eines Instrumentes üben müssen, um Muskeln bzw. Spielfertigkeit zu entwickeln, müssen wir auch das Meditieren üben. Wenn wir dies nur ab und zu tun, wird es uns kaum gelingen, Fortschritte zu machen. Denn Muskeln bauen sich wieder ab, und Fertigkeiten gehen wieder verloren, wenn du nicht regelmäßig übst.  Wenn wir jedoch täglich meditieren, geben wir uns die Chance, stärker zu werden und wirklichen Fortschritt zu machen.

Über Nacht können wir unseren Verstand nicht disziplinieren. Wir sollten uns daher auf keinen Fall durch einen Mangel an Fortschritt entmutigen lassen. Unser ganzes bisheriges Leben lang haben wir gedacht und jetzt versuchen wir, die Gedanken auszuschalten. Das ist etwas Neues und radikal Anderes. Wir müssen Geduld mit uns haben, aber auch den festen Glauben daran, dass wir es schaffen können, unseren Verstand und unsere Gedanken zu beherrschen.

Ein Platz zum Meditieren

Wenn wir in unserer Meditation schon ziemlich fortgeschritten sind, können wir überall meditieren, auch in einem Bus oder Flugzeug. Aber zu Beginn können Kleinigkeiten sehr wichtig und eine große Hilfe beim Erlernen der Meditation sein. Wenn wir uns in unserem Zimmer in einer kleinen Ecke einen Meditationsplatz einrichten, eine Kerze aufstellen und eine Blume oder was uns sonst noch inspiriert, werden wir Lust darauf bekommen, täglich zu meditieren.

Es gibt noch viel mehr Aspekte, die uns helfen können, meditieren zu lernen, doch das Wichtigste ist: einfach anfangen! Versuche es einfach heute und nimm dir vor, einige Wochen lang täglich zu meditieren. Es ist auch sehr hilfreich, zusammen mit anderen zu meditieren, das hilft sich gegenseitig zu inspirieren und bei dem Vorsatz zu bleiben. Eine ausführlichere Meditationsanleitung, mit der du Meditation online lernen kannst, findest du auf der Webseite www.Meditation-Kurs.info. Am besten lässt sich Meditation in einer Gruppe und einem erfahrenen Lehrer erlernen, berichten die Meisten.